19.08.2019 Osh Bazaar in Bishkek nach Toshkomur
An Tag 19 des Reisebericht ging es weiter, von Bishkek nach Toshkomur.
Ein paar Worte vorweg: wir möchten hier von unserer 7 wöchigen Abenteuerreise berichten welche im August und September 2019 stattgefunden hat. Auf dieser Reise haben wir jeden Tag Reisetagebuch geschrieben. Diese Erfahrungen möchten wir mit euch teilen, mal unfassbar lustige, mal traurige Geschichten und einfach viele Informationen welche euch bei eurer eigenen Reiseplanung helfen können.
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19.08.2019 Osh Bazaar in Bishkek nach Toshkomur
Morgens wachten wir auf und bemerkten, dass wir glatt um eine Stunde verschlafen hatten. Mist, aber egal, wollten wir doch heute in die Berge fahren. Mich hatte abends der Gedanke wachgehalten, dass die Fahrt in die Berge hoch aus der Ebene eine Fahrt in ein unbekanntes, bergiges Wunderland glich. In diesem Wunderland wurde geritten, es gab verlassene Uranminen, die es zu besichtigen galt, und ein wilder Schlag Menschen würde uns mit Hammel füttern, bis wir platzten. Dafür war ich gekommen, dafür war ich in Kyrgyzstan. Noch schlaftrunkend wollten wir unsere zum bärsten gefüllten Rücksäcke zusammen… Noch schlaftrunkend rollten wir unsere zum bärsten gefüllten Rucksäcke zusammen und kippten fast hinten über, als wir sie auf unseren Rücken schmissen. Mit einem Taxi fuhren wir zum berühmten Bishkeker Osh-Bazar, der zugleich als Abfahrtsort für Minibusse, Maschrotkas und Taxis in alle Ecken von Kyrgyzstan bekannt war. Der Fahrer bat noch freundlich um etwas Trinkgeld für Chai. Wir forschten aber natürlich genauer nach und fragten mit strengem Blick Congnac, woraufhin alle in Gelächter ausbrachen.
Osh Bazaar Kirgistan – Bishkek
Als wir am Osh-Bazaar ausstiegen, umringte uns abrupt eine Meute aus 30 Fahrern, welche um die Mitfahrt unsererseits in ihren Gefährten kämpften. Schnell war klar, dass ich nur Bahnhofverstand und umso mehr wurde an Felix gerissen und gezogen. Preise wurden uns an den Kopf geworfen und Felix fast in sechs Teile zerteilt. Felix Beck entschied sich weise wie immer für den Fahrer, der am meisten und skrupellosesten an ihm zog. Felix Beck ist halt ein echter Menschenkenner. Dennoch empuppte sich dieser 1,95 Meter und mindestens 110 Kilogramm schwere Kyrgyze mit einem Unterkiefer wie ein Bulldozer als ein netter, sicherer und lustiger Fahrer. Handynummern wurden ausgetauscht und sobald genügend Mitfahrer für den Kleinbus japanischen Fabrikats gefunden sein würden, sollte es losgehen. Felix Beck tauschte endlich seine Reichsmark gegen kyrgyzische Welse ein. Wir holten noch ein paar Hammelteigtaschen, Samsa genannt oder so ähnlich, auf jeden Fall lang lebe der Hammel für die Fahrt und aßen ein Parmanti im Restaurant. Gedünstete Hammelteigtaschen mit Ketchup, lang lebe der Hammel. Nun hatte sich eine Truppe am Bus gefunden, diese bestand aus einem jungen kyrgyzischen Pärchen, einem alten kyrgyzischen Pärchen, einer Usbekin, dem Fahrer und uns beiden. Die Fahrt nach Toschkommur sollte circa acht Stunden dauern und 1000 Sams Wälse kosten, umgerechnet circa 11 Euro pro Person. Wir stiegen ein und in einem scheinbar endlosen Stau ging es an der Nordflanke des Gebirges entlang nach Westen.
Tian Shan Pamir Highway – Kirgistan
Wir fuhren durch einen Kontrollpunkt und 40 Welse später waren wir auf dem berühmten Tianshan Highway. Dieser führte direkt ins Hochgebirge. Die Straßen waren vergleichsweise gut und wir brausten mit circa 80 bis 100 kmh in die steinigen Höhlen. Links und rechts ragte ein Berg höher als der andere auf, die meisten karg und steinig, aber in allen braunen und roten Tönen, die man sich vorstellen kann. Mein Auge konnte sich gar nicht satt sehen und der Fahrer befall mir regelmäßig unter dem Ausdruck gulg gulg super gulg gut gut super gut in diesem oder jenem Berg zu filmen und ich nahb seinen Ratschlag dankend an. Wir schraubten uns bester Stimmung in die Berge und der Fahrer, den wir mittlerweile dicken Hummel getauft hatten, fantastisierte wie er uns mit Hammel vollstopfen würde, wenn wir ihn besuchen kommen würden. Die Verköstigung wäre kulinarisch und fettig. Auf 3800 Meter Höhe durchquerten wir einen düsteren Tunnel durch die Spitze eines Berges. Exiträume und Belüftungssysteme schienen in Kyrgyzstan wohl noch nicht so ganz en vogue zu sein und man konnte im Tunnel aufgrund der Abgase keine 100 Meter weit sehen. Wird sich aber bestimmt bald ändern, oder wohl eher auch nicht. Dies scheint auch eine der natürlich gewachsenen Blockaden des Tian Shan Highways zu sein, wollte man ihn mit dem Fahrrad überqueren. Vom Tunnel aus fuhren wir in die riesige Susamia Ebene. Diese unfassbare Weite konnte man kaum fassen. In einer geschätzten Entfernung von 60 Kilometern erhoben sich wieder schneebedeckte Gipfel um diese riesenhafte Hochebene. Weiter ging es und nun kamen erste Nomadendörfer in Sicht. Die weißen Jurten trotzten hier oben schon dem beginnenden Herbst mit Kälte und Regen. Überall standen Pferde, scheinbar besitzerlos in der Ebene und Hammelherden, welche hunderte Tiere zählten, standen an den Steilwänden der Berge in mehreren tausend Metern Höhe. Wir konnten diese Tiere bei einem Winkel von 30 bis 40 Grad dort leben. Die Berghänge waren über und über mit terrassenartigen Treppchen bedeckt. Felix Beck erklärte, diese hätten die Tiere auf der Suche nach Futter über die Jahrzehnte und Jahrhunderte dort hineingetreten. In den kleineren Jurtendörfern wurde überall am Straßenrand murmelgroße weiße Kügelchen verkauft. Diese Kugeln bestanden aus getrockneter und gesalzener Stutenmilch. Für die Kirgisen eine wahrliche Dialekatesse, für uns wohl eher nicht. Zu den Klängen von traditioneller kirgisischer Musik im Wechsel mit modernen Modern Talking fuhren wir an einem riesigen Staudamm aus der Sowjetzeit vorbei. Dieser hatte beim Bau ein riesiges Areal mit safirblauem Wasser geflutet und versorgte Kirgistan und Usbekistan mit Wasser und Strom. Wir umrundeten den Toktogul Stausee und zwischen Bewunderung und kleinen Powernaps näherten wir uns unserem Ziel. Beim kleinen Mittagsstopp gab es frisch frittierte Forelle aus den Bergen und schon ging die wilde Fahrt weiter. Dicke Hummel brachte mir allerlei kirgisische Laute bei, welche ich unter großem Gelächter im Bus nachahmte. Als wir die Stadt Taschkomür erreichten, zeigte sich eine langgestreckte grüne Oase am Narin, ein wunderschöner jadegrüner und türkisblauer Gebirgsfluss. Wir hatten eine Brücke entdeckt, welche genau ins Stadtzentrum führen sollte. Die Straßenverkäufer, die wir nach dem Weg fragten, runzelten erst nur verwirrt die Augenbrauen, erinnerten sich dann aber doch an die gefährliche Brücke. Wir hielten und verabschiedeten uns aber natürlich nicht ohne Selfies mit jedem anderen Mitreisenden gemacht zu haben. Oft wurden wir doch gebeten, uns neben wildfremde Menschen zu stellen und für das Familienalbum zu posieren. Das machen wir doch gern. Wir stolperten den Hügel hinab und zu der verlassenen, kaputten Version der Beton-Golden Gate Bridge. Der Anblick, wie diese marode Hängebrücke sich über den türkisen Narin spannte, war magisch. Links und rechts des Ufers wuchsen tiefgrüne Büsche und auf der anderen Seite erhoben sich Häuser aus den Bäumen, welche eine Oase in der trockenen und steinigen Landschaft bildeten. Wir gingen gebannt über die Brücke und mussten aufpassen, nicht durch eins der zahllosen Löchern in die Tiefe des darunterliegenden Flusses zu stürzen. Ich wünschte mir meine Angel herbei, um an diesem mystischen und verlassenen Ort zu fischen. Die 2kg Forelle, welche an der Oberfläche des türkis-milchigen Wassers schwamm, machte die Sache definitiv nicht besser. Die Angel lag wohl verstaut im VW Lupo im Corwin Center zu Budapest. Auf der anderen Seite der Brücke entzauberte uns der typische Zivilisationsmüll. Plastik über Plastik. Wir gingen durch den Park der Stadt und bestaunten die verrosteten Karussells und Schaukeln aus der Sowjetzeit. Felix Beck brach in ein heiteres Gelächter aus, als sich Toschkommur den Namen Pripyat mit Menschen gab. Erinnerte mich diese post-sowjetische Szenerie doch sehr an Tschernobyl. Wir fragten uns zum Hotel unseres Reiseführers durch und fanden schnell das recht schnuckelige Etablissement. Das Zimmer mit Fernseher, Klimaanlage und 6 Betten mieteten wir für 400 Wälse die Nacht. Am Magazin kauften wir noch eine kleine Flasche Wodka für 50 Cent und 3 Bier. Damit begaben wir uns ins Restaurant, wo wir natürlich das selbst mitgebrachte Bier trinken durften. Selbst frische Gläser für das Bier wurden uns gereicht. Da das letzte Schaschlik gerade verkauft war, wichen wir auf Suppe aus. Die bestellte Schorpo, Hammelfleischsuppe, Langlebe der Hammel entpuppte sich als Kichererbsensuppe, welche die Kellnerin voller Entschlossenheit auf den Tisch stellte. Nach einem anschließenden Besuch beim örtlichen Kulturhaus, ein sowjetisches Erziehungshaus und dem vorliegenden Lenindenkmal fielen wir wie zwei gefällte Bäume ins Bett nach diesem berauschenden Tag.
Reiseschnapper des Tages: Campingkocher – Gaskocher
Ich möchte euch einen Gaskocher zum Reisen ans Herz legen. Ich liebe, liebe, liebe diesen Kocher. Mit dem kann man einfach alles machen: Wasser kochen, Nudeln kochen, Braten, frittieren. Ich habe noch nie ein Streichholz oder Feuerzeug gebraucht aufgrund dem eingebauten Piezo Element. Der Kocher kommt mit einer guten Verpackung. Der Campinggaskocher ist einfach genial konzipiert: man kann ihn nicht wegpacken, wenn das Gas noch aktiviert ist. Er funktioniert bei mir seit Jahren tadellos. Mit einer Kartusche kann man locker 2-3 h kochen. Ich habe den Kocher sogar schon im Meer abgespült, er funktionierte sogar danach noch ohne Probleme, kein Rost, kein nichts.